Brigitte, 62 Jahre; Diplom-Designerin beantwortet Fragen zur Digitalisierung in ihrer Berufswelt und berichtet über ihre Erfahrungen.
Frage 1: Was war Ihre erste Erfahrung mit der Digitalisierung in Büro, Werkstatt oder Produktion?
Zentralcomputer zum Errechnen der Herstellungskosten mit dem Hinweis: 1 = eingeben, 2 = ändern und 9 = löschen, und nun machen Sie mal. Da aber an verschiedenen Stellen 0, 1 oder 2 Kommastellen benötigt wurden, dass aber nicht ersichtlich war, funktionierte vieles nicht. Ich durfte aber nicht mit der EDV-Abteilung sprechen, sondern musste den Controller fragen, der rief wieder in der EDV-Abt. an und kam dann mit der Antwort wieder zu mir.
Frage 2: Wie sind Sie damit umgegangen, wie haben Sie darauf reagiert?
Irgendwann wurde es mir zu bunt und ich fuhr einfach zu der EDV-Abteilung und ließ mir das Programm erklären.
Später kamen dann die ersten Personalcomputer. Hier wurde vorausgesetzt, dass man sich selber auf eigene Kosten fortbildete, um ihn bedienen zu können.
Frage 3: Wo sehen sie positive Aspekte der Digitalisierung für Ihren Arbeitsplatz bzw. Ihren Betrieb?
Ich habe dann die Vorschriften für den Betrieb mit Excel nachgebildet und mit technischen Daten hinterlegt. Damit war das lästige, zeitaufreibenden Gerechne vorbei. Z.B. hatte die Inventur immer 2 - 2 1/2 Tage gebraucht und nun schaffte ich sie in 2/3 Tag.
Frage 4: Was sind mögliche negative Aspekte - welche sind für Sie bereits eingetreten?
Wir waren früher sieben Disponenten und mit dem Computer konnten nur noch 2,5 Disponenten in der Firma arbeiten und das waren weniger als gebraucht wurden. D.h. wir mussten letztendlich mehr arbeiten, mehr in kürzerer Zeit schaffen als vorher.
Frage 5: Wie sehen Sie Ihre eigene berufliche Zukunft?
Ich wurde dann eines Tages auch Arbeitslos; ein von der Politik beschimpfter fauler Arbeitsloser, der ja wohl selber was falsch gemacht haben muss, denn wer arbeiten will, der findet auch was. Auch das Freundesleben hat dadurch gelitten, ich hatte dann nur noch sehr wenige Freunde. Hartz-IV ist eine bittere Folge geworden und wird mit Armut bis zum Tode bezahlt. Es gibt keine menschenwürdige Zukunft.
Frage 6: Ihre Kommentare zur Digitalisierung
Digitalisierung selber ist ja nicht schlecht, aber man müsste die Arbeitszeit verringern und mehr Menschen arbeiten lassen. Viele Menschen bekommen keine Chance mehr. Und es sollten auch Arbeitsplätze geben für die Menschen, die vielleicht nicht mithalten können. Die Begabungen sind unterschiedlich. In den Schulen müsste effektiver gelehrt werden und auch die Firmen müssten in die Pflicht genommen werden. Sie müssten von ihrem Gewinn einiges für die Gesellschaft abgeben.